Ramadan Aktion 2021 – Hungerfrei-Pakete für Binnengeflüchtete

Herat, Afghanistan
Projektstart: 2021

Abgeschlossen

Erreichtes Ziel:
39.349 €

Vier Millionen Binnengeflüchtete in Afghanistan stehen unter den aktuellen Bedingungen der Pandemie vor großen Herausforderungen. Sie leben in rudimentär ausgestatteten Camps. Für den Großteil der Geflüchteten reicht für die Versorgung der Familie eine Beschäftigung als Tagelöhner*innen nicht aus. Aus der Not heraus entscheiden sich immer mehr Geflüchtete dazu, ihre Nieren zu verkaufen – mit gravierenden Folgen.

 

Um die Familien zu unterstützen, starteten wir auch dieses Jahr anlässlich des Fastenmonats Ramadan eine humanitäre Nothilfe. Die “Hungerfrei-Pakete” kamen 355 Familien eines Geflüchtetencamps nahe Herat zu Gute.

 

Dank der großzügigen Unterstützung der Nader Etmenan Stiftung und der Spenden jeder/jedes Einzelnen konnten wir das Spendenziel der Aktion sogar übertreffen. Der Überschuss der Spenden fließt in notwendige Infrastrukturmaßnahmen an eine Schule für sehbehinderte Kinder in Herat, die wir 2020 bereits mit Nothilfe-Paketenunterstützten.

DAS GEFLÜCHTETENSCAMP SHANBE BAZAR

Die Ursachen für eine Flucht innerhalb des Landes sind vielfältig. Schätzungen des “Internal Displacement Monitoring Centre’s 2020 Global Report” zufolge verzeichnet Afghanistan die höchste Anzahl der vertriebenen Menschen durch Naturkatastrophen. Dürren, Überschwemmungen, Stürme und Erdbeben zwingen die Menschen, ihre Heimatorte zu verlassen. Auch die nun seit vier Jahrzehnten andauernden Konflikte des Landes zwingen die Menschen zur Flucht: Laut der UN Organisation OCHA wurden 2021 bereits über 53.000 Menschen aufgrund von Konflikten aus ihrer Heimat vertrieben.

 

Das Geflüchtetencamp Shanbe Bazar liegt rund 15 Kilometer außerhalb von Herat und beherbergt mehr als 350 Familien. Die Bewohner*innen des Camps leben in extremer Armut auf engstem Raum in einfachen Lehmbauten ohne Strom und fließend Wasser. Dort können die Geflüchteten weder ausreichend Abstand halten, noch haben sie die nötigen Mittel für Hygienemaßnahmen.

Den Bewohner*innen fehlt es an grundlegenden Lebensmitteln und vom Staat erhalten keinerlei finanzielle Unterstützung. Einige der Bewohner*innen arbeiten als Bauarbeiter oder Tagelöhner*innen in der Stadt. Der ohnehin erschwerte Zugang der Geflüchteten zu Arbeit, Nahrung und Gesundheitsversorgung ist nun während der Corona-Pandemie noch weiter eingeschränkt.

 

ORGANHANDEL AUS NOT

 

Aufgrund  der finanziellen Not verfielen bereits rund 100 Personen  aus dem Camp dem illegalen Organhandel und verkauften ihre Nieren. „Es war der einfachste und schnellste Weg, Geld zu verdienen, um Schulden zu zahlen und die Familie vor dem Hungern zu bewahren“, erzählt ein 33-jähriger Bewohner von Shanbe Bazar. Durch ausbleibende  Aufklärung und  Nachbehandlungenhaben  die illegalen OPs  gravierende  Folgen.  Einige  der Organspender*innen  sind  oft monatelang  oder gar für immer  arbeitsunfähig und werden so entgegen ihren Hoffnungen noch weiter in die Armut getrieben.

NOTHILFEPAKETE FÜR 355 FAMILIEN

Im Rahmen unserer  diesjährigen  Ramadan Nothilfe unterstützten wir 355 Familien im Camp Shanbe Bazar mit Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikeln.  Ein “Hungerfrei-Paket” kostet 78 Euro und reicht aus, um eine sechs- bis achtköpfige  Familie für etwa drei Monate zu versorgen. Ein Paket enthielt folgendes:

  • 40 kg Mehl

  • 35 kg Reis

  • 7 kg Zucker

  • 5 kg Erbsen

  • 1 kg Bohnen

  • 3,5 l Öl

  • 1,5 kg Grüntee

  • 1 Wassereimer

  • zwei Stück Seife und Shampoo

  • 1,5 kg Nabat für das Ramadanfest

 

Unser langjähriges und vertrautes Vereinsmitglied Winuss Azizi organisierte erneut die Nothilfe vor Ort in Herat. Die Paketinhalte wurden vor Ort eingekauft und direkt an die Familien verteilt.

Der Überschuss der Spenden der Ramadan Nothilfe fließt in notwendige Infrastrukturmaßnahmen an einer Blindenschule in Herat, die wir 2020 bereits mit Nothilfe-Paketen unterstützten.

DER FASTENMONAT RAMADAN

Viele Muslim*innen fasten während des 9. Monats im islamischen Kalender – dem Ramadan. Dabei verzichten sie von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Speisen und Getränke. Am Abend wird dann zu „Iftar“ mit der Familie und Freund*innen das Fasten gebrochen. Der Fastenmonat endet mit dem dem dreitätigen Ramadanfest, dass je nach Region bis zu drei Tage lang als gemeinschaftliches Ereignis gefeiert. Mit Freunden und Familie, aber auch mit Nachbarn wird die Festtagsfreude und Essen geteilt.

Nächstenliebe hat während des Fastenmonats eine besondere Bedeutung, so entrichten viele Muslim*innen Spenden an Bedürftige während Ramadan.

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