Kinderarbeit – Alle Hintergründe über das globale Problem

Schüler vor der Obangangeo Grundschule

Inhaltsverzeichnis

Kinderarbeit ist ein Thema, das seit Jahrhunderten die Aufmerksamkeit von Aktivist*innen, Regierungen und internationalen Organisationen auf sich zieht. In einer globalisierten Welt, in der wirtschaftliche Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeiten weit verbreitet sind, bleibt Kinderarbeit in vielen Ländern ein ernsthaftes Problem. 

Doch was genau bedeutet Kinderarbeit, wo und warum tritt sie auf, und was wird dagegen unternommen?

Was ist Kinderarbeit?

Kinderarbeit bezeichnet jegliche Form von Arbeit, die Kinder ihrer Kindheit, ihrem Potenzial und ihrer Würde beraubt. Nicht selten wird ihre Entwicklung beeinträchtigt. Dabei wird oft die Definition von Arbeit missverstanden

Arbeit an sich ist nicht immer schädlich; Kinder können durch leichte Tätigkeiten im Haushalt oder in der Landwirtschaft wertvolle Fähigkeiten erlernen, solange diese Tätigkeiten ihre Schulbildung, Gesundheit oder Entwicklung nicht negativ beeinflussen.

Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gilt eine Tätigkeit als Kinderarbeit, wenn sie:

  • Gefährlich ist und die körperliche oder seelische Gesundheit des Kindes bedroht

  • Verhindert, dass das Kind regelmäßig zur Schule gehen kann

  • Den rechtlichen Rahmen der jeweiligen Länder hinsichtlich des Mindestalters und der erlaubten Arbeitszeiten verletzt

Gründe für Kinderarbeit - Die Faktoren im Überblick

Diese Faktoren zeigen, dass die Bekämpfung von Kinderarbeit globale Maßnahmen erfordert, die Bildung, soziale Sicherung und den Schutz in Krisengebieten stärken:

🟠 Armut als Hauptursache
Familien in extremer finanzieller Not sind oft gezwungen, ihre Kinder zum Arbeiten zu schicken, um das Überleben zu sichern.

🟠 Fehlender Zugang zu Bildung
In vielen Regionen fehlen Schulen oder Bildung ist für Familien finanziell unerschwinglich, was Kinder zur Arbeit statt in die Schule treibt.

🟠 Folgen von Krieg und Krisengebieten
Konflikte zerstören Infrastruktur und soziale Sicherheit. Besonders in Krisengebieten müssen Kinder arbeiten, um das Überleben der Familie zu gewährleisten.

🟠 Kulturelle Normen und Traditionen
In manchen Kulturen wird Kinderarbeit als akzeptabel oder sogar notwendig angesehen, um familiäre oder handwerkliche Traditionen fortzuführen.

🟠 Fehlende soziale Sicherungssysteme
In Ländern ohne soziale Absicherung wird Kinderarbeit oft zur Notlösung bei Einkommensverlust oder Krankheit der Eltern.

🟠 Ausbeutung durch Arbeitgeber
Kinder sind eine günstige und leicht manipulierbare Arbeitskraft, besonders in Ländern mit schwachen Arbeitsschutzgesetzen.

🟠 Naturkatastrophen und Klimawandel
Umweltkatastrophen zwingen Familien dazu, ihre Kinder für den täglichen Lebensunterhalt arbeiten zu lassen.

Industrialisierung und Kinderarbeit

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Kinderarbeit während der Industrialisierung weit verbreitet war, insbesondere in den Textil- und Kohleindustrien. Im 19. Jahrhundert war es in Europa und den USA üblich, dass Kinder früher lange Arbeitszeiten unter gefährlichen Bedingungen erdulden mussten. Diese Kinder hatten wenig oder gar keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen oder ihre Kindheit zu genießen.

Die Nachfrage nach billiger Arbeitskraft war so groß, dass selbst Kinder ab einem sehr jungen Alter in Fabriken arbeiteten. In England, einem der ersten industrialisierten Länder, waren Kinder als Arbeitskräfte in Textilfabriken besonders begehrt. Sie konnten unter die Maschinen kriechen, um sie zu reinigen oder zu reparieren – Arbeiten, die für Erwachsene zu gefährlich oder unmöglich waren. In ähnlicher Weise war die Textilindustrie auch in anderen Ländern stark auf Kinderarbeit angewiesen.

Die industrielle Revolution brachte eine wirtschaftliche Blütezeit mit sich – diese basierte oft auf der Ausbeutung der Schwächsten in der Gesellschaft, insbesondere von Kindern.

Kinderarbeit in Deutschland

Auch in Deutschland war Kinderarbeit während der Industrialisierung weit verbreitet. Heutzutage ist Kinderarbeit in Deutschland weitestgehend durch strenge Gesetze geregelt. Das Jugendarbeitsschutzgesetz legt fest, ab wann Kinder arbeiten dürfen und unter welchen Bedingungen. 

In der Regel dürfen Kinder unter 15 Jahren keine bezahlte Arbeit aufnehmen, mit Ausnahme von leichten Tätigkeiten wie Zeitungszustellung oder Hilfe im Haushalt. Hier greift das Gesetz für Kinder im Haushalt, das Kinderarbeit strikt limitiert, wenn es die Bildung oder das Wohl des Kindes beeinträchtigt.

Doch trotz dieser Fortschritte gibt es auch in Deutschland nach wie vor Formen von Kinderarbeit, insbesondere in prekären Familienverhältnissen. Ein weiteres Problem stellt die „Schattenwirtschaft“ dar, in der Kinder durch illegale Tätigkeiten wie Betteln oder kleine Dienstleistungen zum Familieneinkommen beitragen müssen.

Kinderarbeit in Uganda und Afghanistan

Weltweit gibt es immer noch schätzungsweise 160 Millionen Kinder, die zur Arbeit gezwungen werden, oft unter gefährlichen Bedingungen. In welchen Ländern gibt es Kinderarbeit? Vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika ist Kinderarbeit nach wie vor weit verbreitet. 

Besonders betroffen sind Länder wie Uganda und Afghanistan, die durch wirtschaftliche Instabilität und Konflikte geprägt sind.

Kinderarbeit in Uganda

Uganda ist eines der Länder, in denen Kinderarbeit weit verbreitet ist. 

Gründe dafür sind:

  • extreme finanzielle Armut
  • fehlender Zugang zu Bildung 
  • die Notwendigkeit, zum Familieneinkommen beizutragen 

Besonders in der Landwirtschaft arbeiten viele Kinder auf Plantagen oder in Minen, oft unter gefährlichen und gesundheitsschädlichen Bedingungen. Die Situation wird durch die instabile politische und wirtschaftliche Lage weiter verschärft. Uganda hat Gesetze gegen Kinderarbeit, aber die Durchsetzung dieser Gesetze bleibt eine Herausforderung.

Kinderarbeit in Afghanistan

Auch in Afghanistan ist Kinderarbeit weit verbreitet, vor allem in städtischen Gebieten und in Konfliktregionen. Kinder arbeiten in Teppichfabriken, im Bauwesen oder als Straßenverkäufer*innen

Der jahrzehntelange Krieg in Afghanistan und die daraus resultierende Armut haben dazu geführt, dass viele Familien auf das Einkommen ihrer Kinder angewiesen sind. Trotz Bemühungen durch Organisationen und Aktivist*innen bleibt die Situation ernst, da die politischen und sozialen Umstände eine nachhaltige Verbesserung erschweren.

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Was kann man gegen Kinderarbeit tun?

Um Kinderarbeit zu bekämpfen, ist ein mehrdimensionaler Ansatz erforderlich. 

Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

🟠 Bildung:
Der Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung ist einer der effektivsten Wege, um Kinder aus der Armut und damit aus der Kinderarbeit zu holen.

🟠 Soziale Absicherung:
Unterstützungssysteme für Familien, wie Sozialhilfe oder Mikrokredite, können dazu beitragen, den wirtschaftlichen Druck zu mindern, der Kinder zur Arbeit zwingt.

🟠 Strengere Gesetze und deren Durchsetzung:
Viele Länder haben Gesetze gegen Kinderarbeit, aber die Durchsetzung dieser Gesetze ist oft mangelhaft. Hier müssen Regierungen und internationale Organisationen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Kinder wirklich geschützt werden.

🟠 Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung:
Sowohl in den betroffenen Ländern als auch weltweit muss das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen von Kinderarbeit geschärft werden. Unternehmen sollten ihre Lieferketten transparent machen und sicherstellen, dass sie keine Kinderarbeit unterstützen.

Engagement von Visions for Children

Mit einem Fokus auf langfristige Lösungen arbeitet Visions for Children eng mit lokalen Partnern zur Förderung von Bildungsprojekten zusammen und sensibilisiert für die Bedeutung von Bildung. Unterstützer*innen können durch Spenden oder ehrenamtliches Engagement aktiv zur Mission von Visions for Children beitragen.

Fazit

Kinderarbeit ist ein komplexes globales Problem, das tiefe soziale, wirtschaftliche und kulturelle Wurzeln hat. Die Lösung dieses Problems erfordert nicht nur gesetzliche Maßnahmen, sondern auch einen grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie wir Armut, Bildung und Kinderrechte weltweit angehen.

Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, sicherzustellen, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, ihre Kindheit zu genießen, zur Schule zu gehen und in einer Welt aufzuwachsen, die ihre Rechte respektiert und schützt.

Die Bekämpfung von Kinderarbeit ist kein einfacher Weg, aber durch Bildung, wirtschaftliche Unterstützung und strenge Gesetze können wir einen Schritt näher an eine Welt kommen, in der kein Kind mehr zur Arbeit gezwungen wird.

FAQ

In welchem Land ist die Quote von Kinderarbeit am höchsten?

Die höchste Quote von Kinderarbeit findet sich in Subsahara-Afrika. Dort sind etwa 24% der Kinder in irgendeiner Form von Arbeit tätig, was mehr als jedes vierte Kind betrifft. Länder wie Niger, Mali und Burkina Faso stehen oft im Fokus, da Kinder aufgrund extremer Armut, fehlender Bildungsangebote und sozialer Unsicherheiten zur Arbeit gezwungen werden. In diesen Ländern tragen viele Kinder durch Arbeiten in der Landwirtschaft, in Minen oder auf Märkten zum Familieneinkommen bei.

In welchen Branchen arbeiten Kinder am häufigsten?

Kinderarbeit ist in verschiedenen Branchen verbreitet, besonders in der Landwirtschaft, der Textilindustrie und im Bergbau. In der Landwirtschaft, dem größten Sektor, arbeiten etwa 70% der Kinderarbeiter*innen, oft unter gefährlichen Bedingungen. In der Textilindustrie sind Kinder wegen ihrer Fingerfertigkeit gefragt, z. B. beim Nähen oder Teppichherstellen. Kinderarbeit im Bergwerk ist besonders riskant, etwa beim Schürfen von Gold oder Coltan, oft ohne Schutzmaßnahmen.

Ist der Westen Mitschuld an Kinderarbeit?

In gewisser Weise trägt der Westen eine Mitschuld an der Kinderarbeit, besonders durch den globalen Handel und die Nachfrage nach billigen Produkten. Viele der in westlichen Ländern verkauften Konsumgüter, wie Kleidung, Elektronik und Lebensmittel, werden in Ländern produziert, in denen Kinderarbeit weit verbreitet ist.

Große Unternehmen profitieren indirekt von niedrigen Produktionskosten, die oft auf die Ausbeutung von Kindern zurückzuführen sind. Dies betrifft vor allem Lieferketten in Branchen wie der Mode- und Textilindustrie sowie der Elektronikproduktion.

Über den Autor

Visions Team

Visions for Children e.V. ist ein gemeinnützig eingetragener Verein aus Hamburg. Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Verbesserung der Lern­bedingungen und Bildungsqualität an Schulen in Krisen,- und Kriegsgebieten.Dazu werden Schulgebäude ausgebaut, Sanitär­bedingungen verbessert, Klassenräume mit grundlegendem Inventar und Schüler*innen bzw. Lehrer*innen mit notwendigen Materialien ausgestattet. Ergänzend stärken wir die Kapazitäten der Zielgruppen durch Schulungen und Workshops. Wir schaffen damit die Rahmen­bedingungen für qualitativ hochwertiges Lernen gemäß dem 4. Nachhaltigkeitsziel der Agenda 2030 der UN.
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Visions for Children e.V.
Feldstraße 36
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