Okune Grundschule
An der Okune Grundschule im Otuke Distrikt in Norduganda sind derzeit insgesamt 1.021 Schüler*innen registriert, die hauptsächlich aus ökonomisch schwachen Familien stammen. Für ein selbstbestimmtes Leben, ist besonders für sie der Zugang zu Bildung wichtig. Doch der Platzmangel, der hohe Lärmpegel und die fehlenden Hygienestandards an der Schule schaden der Konzentration und begünstigen sogar Schulabbrüche. Zusätzlich unterrichten 9 Lehrer*innen an der Okune Grundschule, die ebenfalls unter den aktuellen Lehr- und Lernbedingungen leiden.
Mit dem Ausbau der Okune Grundschule durch 4 neue Klassenzimmer, 1 Lehrer*innen-Büro sowie der Ausstattung der Räume mit entsprechenden Möbeln soll das Projekt die Lernqualität verbessern. Um mehr Bewusstsein rund um das Tabuthema Menstruation zu schaffen, wird ein Menstruationshygiene-Gebäude mit 4 separaten Zimmern (Umkleide-, Ruhe-, Lern- und Beratungsraum) und einen speziellen Verbrennungsofen für die Entsorgung benutzter Hygieneprodukte errichtet. Zur Förderung der mentalen Gesundheit werden ergänzend Weiterbildungen und Workshops für Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern angeboten. Die Projektorganisation vor Ort übernimmt LTP (Link to Progress). LTP und Visions for Children waren an der Okune Grundschule bereits im Rahmen unseres WASH-Programms im letzten Jahr aktiv, dabei wurde ein Wasserzugang gelegt, Sanitäranlagen gebaut und Workshops zu Themen wie Hygiene und Menstruation durchgeführt.
AUSGANGSSITUATION
Die Einwohner*innen der 356 Dörfer der Otuke Region in Norduganda leben zum Teil sehr abgeschottet in provisorischen Behausungen mit einem Dach aus Gras und Wänden aus Lehmblöcken. Landwirtschaft und Tierhaltung sind, wie in anderen Bezirken Nordugandas, die wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten. Jedoch herrscht eine hohe Arbeitslosenquote, da die durch den Klimawandel verursachten ungünstigen Wetterbedingungen und die großen Preisschwankungen den Ertrag beeinträchtigen. Kinderarbeit – vor allem im Bereich der Feld- und Gartenarbeit – gehört hier zum Alltag. Hinzukommt das niedrige Bildungsniveau in der Region: 35% der Erwachsenen ab 18 Jahren sind Analphabet*innen und 18% der Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren besuchen aufgrund von Armut und Hunger nicht die Schule.
SCHLECHTE LERN- UND LEHRBEDINGUNGEN
Die Okune Grundschule ist eine öffentliche Schule mit insgesamt 1.021 Schüler*innen. Die 515 Mädchen und 506 Jungen im Alter von 6 bis 17 Jahren kommen größtenteils aus sozial und wirtschaftlich marginalisierten Familien. Sie werden in 7 Klassenzimmern gemeinsam unterrichtet, wobei die Klassengröße aktuell im Schnitt bei ca. 100 Schüler*innen liegt – die staatliche Vorgabe beträgt 63 Schüler*innen pro Klasse. Durch den Platzmangel sowie die fehlenden Tische und Stühle müssen ungefähr 145 Schüler*innen den Unterricht vom Boden aus verfolgen. Zudem ist das Schulgebäude aufgrund des 20-jährigen Bürgerkrieges in Norduganda allgemein in einem baufälligen Zustand. Eine ruhige und konzentrierte Lernatmosphäre ist hier nahezu unmöglich, was zur Demotivation der Schüler*innen sowie folglich Schulabbrüchen führt. Hinzukommt, dass es kein separates Büro für die 9 Lehrer*innen gibt, indem der Unterricht vor- und nachbereitet werden kann.
FEHLENDE STANDARDS DER MENSTRUATIONSHYGIENE
Für Mädchen an der Okune Grundschule gibt es keinen Rückzugs- und Ruheort, wenn sie durch ihre Periode Unterleibsschmerzen haben oder sich umziehen müssen. Zudem haben sie keinen zugänglichen Ort, an dem neue Binden gelagert werden können. Bei Bedarf müssen sie immer die Schulleitung informieren, weshalb sie häufig aus Scham erst gar nicht nachfragen. Ebenfalls gibt es aktuell keinen Entsorgungsort für die verwendeten Periodenprodukte, die deshalb entweder einfach in die Natur oder die Latrinen geworfen werden, wodurch diese verstopfen. Aus diesen Gründen brechen Schülerinnen den Schultag häufig ab und gehen wieder nach Hause. Darüber hinaus existiert generell kein geschützter Raum für Mädchen, in dem sie ihre Fragen zum Thema Menstruation und Pubertät stellen können. Dies begünstigt Unwissenheit und Stigmatisierung, gefolgt von dem erhöhten Risiko für Teenager-Schwangerschaften.
LÖSUNG
Das Projekt setzt an drei zentralen Punkten an: Ausbau der Okune Grundschule, Verbesserung der Standards der Menstruationshygiene, Training der Schüler*innen, ihrer Eltern und Lehrer*innen zu mentaler Gesundheit.
AUSBAU DER OKUNE GRUNDSCHULE
Um ausreichend Platz und eine bessere Lern- sowie Lehratmosphäre zu schaffen, werden insgesamt 4 neue Klassenzimmer sowie ein Büro für die Lehrkräfte gebaut – barrierefrei durch Rampen zugänglich. Die neuen sowie die bereits vorhandenen Klassenzimmer werden für die Schüler*innen mit jeweils 21 Sitzbänken, bestehend jeweils aus einem Tisch und einer Bank, ausgestattet, sowie mit 11 Lehrer*innenpulten für das Lehrpersonal. Zur Minimierung gesundheitlicher Risiken wird zudem ein 10.000l Wassertank zur Regenwasseraufbereitung an dem Schulgebäude angeschlossen, der zum Auffüllen der Handwaschanlagen oder für Reinigungsarbeiten dient.
VERBESSERUNG DER MENSTRUATIONSHYGIENE-STANDARDS
Da Mädchen während ihrer Periode häufig dem Unterricht fernbleiben, aufgrund fehlender geeigneter Räumlichkeiten und hygienischer Sanitäranlagen, wird zusätzlich zu dem neuen Klassenzimmerblock ein Gebäude für Menstruationshygiene mit 4 Räumen errichtet. Das Menstruationshygiene-Gebäude besteht aus einem Umkleideraum, einem Lernraum (inkl. Tafel), einem Ruheraum und einem Beratungsbüro für eine weibliche Lehrkraft. Die Räumlichkeiten sollen speziell von Mädchen genutzt werden und dienen für sie als ein geschützter Raum vor sexuellen Übergriffen und um mit Tabus zu den Themen Menstruation und Pubertät zu brechen. Zudem wird eine Verbrennungsanlage in der Nähe des Gebäudes gebaut, damit gebrauchte Binden entsprechend entsorgt werden können. Ebenfalls werden die Hygieneartikel dort in den Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und regelmäßig durch eine zuständige Lehrerin aufgefüllt. Die entstehenden Kosten werden über die Schulentwicklungsgebühren finanziert.
WISSENSVERMITTLUNG ZUR MENTALEN GESUNDHEIT
Um über das Thema mentaler Gesundheit ganzheitlich aufzuklären, nehmen sowohl Schüler*innen als auch ihre Eltern und Lehrer*innen an verschiedenen Workshops teil, um Krankheitsbilder frühzeitig zu erkennen und so die eigene mentale Gesundheit schützen sowie die Inklusion zu fördern. Die Workshops werden von unserer Partnerorganisation LTP in enger Zusammenarbeit mit Gesundheitsassistent*innen des Bezirks stattfinden.
DER LOKALE PARTNER – LTP
Unsere Partnerschaft mit LTP (Link to Progress) besteht bereits seit mehreren Jahren und wir haben gemeinsam schon eine Vielzahl von Projekten erfolgreich in Uganda umgesetzt. Die Organisation wird von Frauen geführt – eine Seltenheit in Uganda aufgrund der vorherrschenden, extremen patriarchalen Strukturen. Die Professionalität, die Diversität im Team hinsichtlich der verschiedenen Kompetenzen und die wertvolle Expertise von LTP (insbesondere bei der Bildungsarbeit für Mädchen in Norduganda) sind auch für den Ausbau der Okune Grundschule entscheidend und fördern die nachhaltige Zusammenarbeit.
WAS BISHER GELEISTET WURDE
TRAINING FÜR SCHÜLER*INNEN
Ein Training wurde für über 270 Schüler*innen von unserer Partnerorganisation Link to Progress durchgeführt, bei sie ihr Wissen zur mentalen Gesundheit erweitern konnten.
TRAININGS MENTALE GESUNDHEIT
Ein Training unserer Partnerorganisation Link to Progress für über 100 Eltern zur Schaffung von Awareness zu mentaler Gesundheit konnte erfolgreich abgeschlossen werden.
NEUE LATRINE
Die Bauarbeiten der ersten Latrinen konnten beendet werden, sodass sie ab sofort einsatzbereit sind.
ALLIANZEN STÄRKEN
Unsere lokale Partnerorganisation Link to Progress hat Meetings mit lokalen Behörden durchgeführt und deren Unterstützung für das Projekt gestärkt.
OFFIZIELLER PROJEKTSTART
Im August startet das Bildungsprojekt an der Okune Grundschule im Otuke Distrikt in Norduganda. Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Lernatmosphäre und der Menstruationshygiene sowie die Wissensvermittlung zu Themen wie mentale Gesundheit, Periode und Pubertät.